Neuro-Education: Welcher Reiz schafft es durch die Filter ins Bewusstsein?

Welcher Reiz schafft es durch die Filter in unser Bewusstsein?

Moderne Forschungen, unter anderem vom Massachusetts Institute of Technology, haben gezeigt, dass bereits auf den ersten Stufen der Sinnesreizverarbeitung im Gehirn spezielle neuronale Filtermechanismen aktiv sind. Diese befinden sich in den frühen sensorischen Arealen und sind entscheidend für die Bestimmung, welche Reize ins Bewusstsein gelangen.

In höheren Gehirnregionen, wie dem Scheitellappen und dem frontalen Kortex, existieren fortgeschrittene Aufmerksamkeitsnetzwerke, die eine zentrale Rolle in der Steuerung dieser neuronalen Filter spielen. Der präfrontale Kortex evaluiert die Relevanz der eingehenden Sinnesreize. Bei einer Einschätzung als irrelevant sendet er hemmende Signale über die Basalganglien an bestimmte Bereiche des Thalamus, ein Kerngebiet im Zwischenhirn, um den Informationsfluss zu unterbinden. Diese Filterung ist nicht nur auf visuelle Informationen beschränkt, sondern betrifft auch andere Sinneswahrnehmungen. Beispielsweise ermöglicht sie uns, in einer geräuschvollen Umgebung, wie einer Tram konzentriert zu lesen, indem sie Hintergrundgeräusche unterdrückt. Dieses ausgeklügelte System sorgt dafür, dass das Gehirn flexibel reagieren kann, falls zuvor als unwichtig eingestufte Reize doch eine höhere Bedeutung erlangen sollten. Die Funktionsweise dieser neuronalen Filtermechanismen ist ein Schlüssel zum Verständnis, wie unser Gehirn die immense Menge an Sinnesreizen, die täglich auf uns einströmen, effektiv verarbeitet.

Neueste Studien zeigen, dass die Aufmerksamkeit nicht stetig ist, sondern eher einem Blinkmuster folgt: Sie steigt viermal pro Sekunde an und lässt dann wieder nach, so zeigen es die Forschungsarbeiten von Neurowissenschaftlerin Sabine Kastners und Team. In diesen Phasen der erhöhten Aufmerksamkeit nehmen Menschen fokussierte Inhalte besonders intensiv wahr. Anschließend erleichtert der nachlassende Fokus den Wechsel zu neuen Zielen. Forscher vermuten, dass diese Auf-und-Ab-Bewegung bei Personen mit ADHS gestört sein könnte, indem sie in den Phasen niedriger Konzentration verharren.

Die Entscheidung des Gehirns, worauf es seine Aufmerksamkeit richtet, wird maßgeblich von der Salienz, also der Auffälligkeit eines Reizes, beeinflusst. Saliente Reize, wie laute Geräusche oder unerwartete Ereignisse, durchbrechen die Filter leichter als weniger auffällige. Auch evolutionär bedeutsame Informationen, wie Bewegungen oder bestimmte Farben, gewinnen schnell an Aufmerksamkeit.

Die Fokussierung auf bestimmte Reize kann stark von persönlichen Interessen und dem Kontext abhängen. So werden beispielsweise von jugen Menschen Gesichter von bekannten Influencer*innen schneller wahrgenommen. Auch die emotionale Verbindung zu einem Thema spielt eine Rolle bei der Aufmerksamkeitslenkung.

Ein professionelles Coaching bietet die Möglichkeit, effektiv die Aufmerksamkeitsspanne zu verbessern und Personen mit ADHS gezielte Strategien und Techniken zu vermitteln, um ihre spezifischen Herausforderungen besser zu meistern.